Wunderschönes Kantaoui

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Der auf dem tunesischen Festland am Mittelmeer liegende, eher kleine Ferienort, Port el Kantaoui muss auf der Landkarte schon mit der Lupe gesucht werden. Es handelt sich um einen in den 70er Jahren aus dem Nichts erschaffenen Ort nach dem Vorbild der Altstadt Sidi Bou Said's, etwa 7 km nördlich der drittgrössten Stadt Tunesiens mit dem bekannteren Namen Sousse. Der Zielflughafen für Urlauber, die in Port el Kantaoui ihre Unterkunft gebucht haben, ist üblicherweise der die gesamte Region versorgende Flughafen Monastir, der ca. 25 km südlich entfernt liegt.
Den Ort El Kantaoui als Basis für einen Festlandsurlaub im südlichen Mittelmeerbereich für den Monat März auszuwählen hat, ausser des für Nordeuropäer angenehmen Klimas (ca. 19 bis 22°C und etwa 8 Sonnenstunden im Mittel), meist weitere Gründe. Speziell sind hier die Standortvorteile für ausgewählte Urlaubsaktivitäten zu nennen. Prädestiniert eignet er sich für Golfspieler, um sich auf die kommende Saison einzustimmen, da im NordWesten des überschaubaren Örtchens der flächenmässig grosse Golfplatz nahezu in die Landschaft eingebettet zu sein wirkt. Im März scheinen sich hier sämtliche fröstelnde Naturen aller Nationalitäten einzufinden, um dem ungemütlichen Wetter in Europa den Rücken zu kehren.

Weiterhin kann Port el Kantaoui mit einer zentralen, geografischen Lage aufwarten, die Ausflüge nach Sousse, Monastir, Kairouan und auch Hammamet in zeitlich überschaubarem Rahmen realisierbar machen.

Zentraler Punkt des Ortes ist der Jachthafen, der bei der Schaffung von Port el Kantaoui zur Namensgebung führte. Um den Hafen herum, der quadratisch angelegt ist und etliche Segelschiffe wie auch kleinere und grössere Jachten beherbergt, eine nahezu europäisch anmutende, leuchtend weisse, Kulisse in Form von Appartements (... mietbar und vermarktet

 

 

 

 

 

 

 

unter dem Namen "Les Maisons de la Mer"), Cafés, kleineren Geschäften und Restaurants. Edelmarken findet man hier nur in Form von, aus südlichen Urlaubsorten bekannten, Plagiaten in minderer Qualität, allerdings auch für kleines Geld. Um das Hafenbecken herum haben sich, durch die Touristenströme bedingt, etliche (Boots-)Ausflugsanbieter niedergelassen und versuchen, die Vorübergehenden zu einer Fahrt mit einem alt anmutenden Piratenschiff, einem Glasbodenboot oder auch einer Katamaranfahrt zu animieren. Teils machten die Wasserfahrzeuge einen nicht gerade sehr vertrauenserweckenden Eindruck, was die Promoter nicht davon abhielt, manch Flanierenden auf nervige Art zum Einstieg zu bewegen. Doch einfaches Nichtbeachten führt eher zum Ziel als sich auf Diskussionen einzulassen.

 




Schöne Aussichten vom Hafensteg Richtung NordenTagsüber ist es äusserst interessant, sich vor eines der zahlreichen Cafés zu setzen und einfach nur die vorüberziehenden Menschen zu beobachten. Auffällig war, dass auch viele tunesische Familien diesen Ort als Ausflugsziel, besonders an Wochenenden, zu nutzen scheinen. Doch ebenso wie die Ausflugsanbieter werden auch die Kellner der weniger belebten Cafés und Restaurants nicht müde, durch Hervorhebung des natürlich nur dort erhältlichen Cappuccinos oder einer anderen Spezialität die offensichtlich ziellos umherstreunenden Spaziergänger an ihre Tische zu locken. Apropos Tische: Im März scheint es üblich zu sein, dass allerorts Apfelsinen auf kleinen Tellern aufgetürmt sind – eine Selbstbedienung nach einem Besuch sollte kein Problem darstellen. Nicht wundern sollte man sich, wenn ein bestellter, grosser Cappuccino in einem gläsernen Bierglas serviert wird – zwar eher ungewöhnlich und wundersam anzusehen, in Port el Kantaoui bei einigen Lokalitäten aber die Regel.

Betreten wird der Hafenbereich durch ein weniger historisch wirkendes Stadttor in terracottabraun, das abends durch eher unpassende, farbige Lichterketten erhellt wird. Gleich links nach Durchschreiten dieses Portals ist das kleine Tourismusbüro beheimatet, das aber eher sparsam ausgestattet ist und leider kaum schriftliche Infobroschüren zum Mitnehmen vorhält. Gleich im Anschluss eine Filiale der tunesischen Bank BIAT mit zwei von aussen zugänglichen Geldautomaten sowie der Hauptpost. Am Schnellsten legt die berühmte Urlaubskarte ihren Weg ins ferne Europa zurück, wenn sie hier eingesteckt wird. Die auch abends zugänglichen Telefone sind leider nur für die Benutzung mit tunesischen Telefonkarten ausgelegt, Bargeld führt hier leider nicht zum Ziel. Rechterhand, hinter dem Tor, befindet sich auch eine sehr modern ausgestattete Apotheke, die auch rein deutschsprachigen Kränkelnden international vertriebene Medikamente zur Hilfe anbieten kann.

Dem rechts neben dem Tor in ein Türmchen integrierten Souvenirshop einen Besuch abzustattenkann lohnend sein, auch wenn kein wahrhaft ursprüngliches, tunesisches Kunsthandwerk erstanden werden soll. Im hochmodernen Inneren bieten viele, aber unaufdringliche Verkäufer hier in 2 grossflächigen Etagen diverses Kleinod zu Festpreisen an. Eine gute Quelle für Selbstverpfleger oder einfach nur, um einige Getränke zu günstigen Preisen zu erwerben, bietet das Magasin General, ebenfalls in der Nähe des Hafenzugangs positioniert. Hier erhält der Durstende eine 1,5 l PET-Flasche einheimischen Mineralwassers für nur 0,375 tD oder eine Flasche guten Rotweins für gut 4.- tD.


Aus meinen bisherigen Ausführungen ist schon erkennbar, dass im kleinen Zentrum von Port el Kantaoui mehr oder weniger alles komprimiert zu finden ist, was für Ausflügler (... die hier zahlreich anzutreffen sind) wie auch für Ortsbewohner ein schnelles Zurechtfinden möglich macht. Auf einem kleinen Kreisverkehr vor besagtem Hafenportal befindet sich auch eine Ansammlung von Kurzverkehrsmittel. Genannt sei hier der sog. "Petit Train Touristique", eine auch aus anderen Urlaubsorten bekannten, motorbetriebenen Kleinbahn, mit der Fahrten z.B. nach Sousse für ca. 3,500 tD (Erwachsene) sowie 2,000 tD (Kinder) für die Hin- und Rückfahrt möglich sind. Etwa in stündlichem Rhythmus verkehrt dieses zugige und eher unbequeme Gefährt mit meist rasanten Fahrern. Parallel dazu haben die  "TukTuk’s" ihren Standort. Dreirädrige, 4 bis 5-sitzige Kleinfahrzeuge mit Dach, die von hubraumschwachen Rollermotoren angetrieben werden und eine einfache Fahrt nach Sousse für rund 2.- tD anbieten ... aber meist erst starten, wenn alle Plätze besetzt sind. Weiterhin bieten sehr viele Taxen ihre Dienste an, die hier überwiegend in Form von Kleinwagen vorhanden sind. Bei längeren Fahrten (auch z.B. schon nach Sousse bzw. Monastir) hat es sich als sinnvoll erwiesen, sich entweder schon vorab über den Preis zu einigen oder darum zu bitten, das Taxameter anzuschalten. Je nach Fahrer kann so eine Fahrt ins Zentrum von Sousse für 4 oder auch für 7.- tD erstanden werden.

Überquert der den Ort Erkundende nun die schmale, belebte Strasse Richtung Ortsinnerem, passiert er zuerst einen kleineren Brunnen, den weitere Geschäfte umgeben. Man betritt anschliessend einen grossen, kreisrunden Platz, umringt von den Appartements "Les Maisons des Jardins". Der Wortbestandteil "... jardin" (frz.: Garten) prägt den gesamten Ort, so auch diesen

 

 
 

 

 

 

 

 

Platz mit einem grossen, zentralen Brunnen, der, von Bänken und üppigen Blumenbeeten umgeben, zum Verweilen einlädt. Unrat, Schmutz oder Abfall ist hier nahezu ein Fremdwort, denn jeder noch so kleine Winkel wird stetig von umhereilenden Reinigungskräften sauber gehalten. Der genannte Brunnen birgt die Besonderheit, besonders abends, zu den Klängen aus den umgebenden Lautsprechern ein Licht- und Fontänenspiel zu komponieren. U.a. aus diesem Grund ist der Platz eigentlich immer mit Leben erfüllt und die natürlich auch hier vorhandenen Cafés und Bars (!) oft sehr belebt. Das Wort "Bar" hob ich hervor, da es in Tunesien aus Glaubensgründen allgemein eher unüblich ist, ausserhalb von Gebäuden alkoholische Getränke anzubieten. Doch findet sich hier gar eine hübsch eingerichtete Gaststätte namens "Brasserie des Jardins", die lokales ("Celtia") und importiertes Bier zu verträglichen Preisen ausschenkt (0,3l Celtia für 2.- tD).

 



Neben weiteren Geschäften, die ihre Umsätze durch den Verkauf von tunesischen Waren zu oft überhöhten Preisen erzielen wollen, ist hier auch ein privat betriebener Raum mit Münztelefonen untergebracht, die in Tunesien "Taxi Phone" genannt werden (... obwohl er natürlich nicht ausschliesslich dazu dient, ein Taxi herbeizurufen). Vorsicht ist hierbei geboten, da das Telefon eine eingesteckte Münze evtl. auch dann einbehält, wenn gar keine Gesprächsverbindung zum Gegenüber aufgebaut worden ist. Ein Erstversuch mit der kleinstmöglichen Münze, die das Gerät annimmt, schützt vor höheren Verlusten.
Auch seitlich an diesem Platz angesiedelt ist der sog. "Hannibal Park", ein

 

 
 

 

 

 

 

 

kleiner und architektonisch interessanter, wenn auch in dieser Umgebung unwirklich wirkender, Vergnügungspark für Kinder, der ohne Eintritt zu zahlen betreten werden kann. Wochentags herrscht hier eher Ruhe und die Karussels, kleinen Fahrgeschäfte und die das Gelände durchfahrende Minieisenbahn sind mehr im Stillstand denn in Bewegung. Erst an den Wochenenden, wenn auch tunesische Familien dort die Betriebsamkeit erhöhen, läuft der Park auf Hochtouren. Zur Nutzung der verschiedenen Spassmobile muss eine Anzahl von Chips an einer der Verkaufshäuschen erworben werden, die als schlussendliche Währung zur Bezahlung dienen.

 

 

 

 



Wie auch in anderen, sonst eher grösseren, Ortschaften, gibt es im Zentrum von Port el Kantaoui eine Filiale der ONAT ("Office National de l’Artisanat Tunisien"), eine staatliche Verkaufsstelle für tunesisches Kunsthandwerk, in der zu festgelegten Preisen div. Waren erstanden werden können. Gleichfalls sind diese Preise auch gut dazu geeignet, eine Referenz für evtl. Preiswünsche vonfreien Händlern festzusetzen und grösseren Handelsspielraum zu haben. 

Wie bei einem Spaziergang auffiel, wird es eher kaum Erfüllung bringen, den zentral im Ort angelegten botanischen Garten gegen einen Eintrittsobulus zu besuchen. Einige der dort gepflanzten, exotischen Gewächse können auch von ausserhalb in Augenschein genommen werden. Und schlussendlich ist die Fläche dieses Gartens zu klein, als dass es lohnenswert scheint, dort einen Rundgang zu machen. Bestätigt sah ich dies durch die äusserst geringe Zahl an Gästen, die hier auszumachen waren.

Innerhalb des Ortes lässt es sich auch gut durch schmale Gässchen schlendern wie auch das westlich liegende, am Golfplatz angrenzende, prachtvolle und moderne Villenviertel erkunden. Der gesamte Ort besteht im Grunde nur aus 4 bis 5-Sterne Hotels und Appartementunterkünften, tunesische Ureinwohner sind hier nicht anzutreffen. Die feinsandigen, anfangs flach abfallenden Sandstrände sind zwar nicht immens breit, laden aber doch dazu ein, die nordlichen und südlichen Regionen zu Fuss entlang des rauschenden Meeres zu erforschen. Entgegen vieler gegensätzlicher Aussagen ist es auch hier möglich, als blonde Frau am Strand allein spazieren zu gehen, ohne unflätig angesprochen oder gar angefallen zu werden ... man bzw. frau muss eben nur die Freundlichkeit bewahren und kann so auch zu einem netten Gespräch mit Einheimischen kommen. Mitte bis Ende des Monats März ist ein Bad im Meer aber doch eher Hartgesottenen vorbehalten, sind die Temperaturen doch noch spürbar unter 20°C angesiedelt.

 

 

 

Golfplatz
Alles in Allem
Port el Kantaoui ist ein moderner Ort mit extrem touristischer Prägung und guter Infrastruktur auf engem Raum, der starke Parallelen zum südlichen Europa erkennen lässt. Mir persönlich sind gewisse Gemeinsamkeiten mit dem an der portugiesischen Algarve liegenden Ort Vilamoura aufgefallen, ohne jedoch das dortige exklusive und daher hochpreisige Ambiente bieten zu können. Für Erholungssuchende, Ausflügler und Golfer ist dieser zentrale Standort ein idealer Ausgangspunkt für weitere Aktivitäten, überhaupt nichts jedoch für die Klientel, die das wahre, ursprüngliche Tunesien zu besuchen und zu erleben wünscht – genau das gibt es in Kantaoui eben nicht inklusive ...

 



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